Gruppentherapie

 

Wieso Gruppentherapie?

Keine Angst vor Gruppen! Manche von Ihnen kennen Gruppentherapie aus stationären Aufenthalten und haben durchaus positive Erfahrungen gemacht, andere kennen diese Therapieform nicht und können sich auch nicht vorstellen, mit „wildfremden“ Menschen in einer Gruppe über ihre persönlichsten Befindlichkeiten zu sprechen. Andere wiederum haben im stationären Setting in einer Akutklinik oder Rehaklinik Gruppen als wenig hilfreich oder gar belastend erlebt.

 

Es bestehen jedoch wesentliche Unterschiede zwischen stationären und ambulanten Gruppentherapiekonstellationen. Die meisten stationären Gruppen werden „psychoedukativ“ oder „kognitiv-behavioral“ oder „nur“ unterstützend durchgeführt und haben viele anleitende Elemente. Es bleibt wenig Raum für individuelle, wirklich persönliche und belastende Gefühle und Themen, zumal man sich scheut, diese anzusprechen, wenn man weiß, dass man den anderen Gruppenteilnehmer nachher am Kaffeetisch auf Station wieder trifft. Auch ist der Schweregrad der Erkrankung bei Klinikpatienten höher, was sich auf das Gruppenerleben und die Funktionsfähigkeit der Gruppe auswirkt.

 

Die ambulante Gruppentherapie hat hier Vorteile. Der zumeist kurzen Therapiedauer in einer Klinik steht die Möglichkeit einer langen Therapiezeit im ambulanten Setting gegenüber. Auf einer Station wechseln die Teilnehmer häufig, das ambulante Gruppensetting hingegen ermöglicht eine lange Gruppenzugehörigkeit. Meine Patient*innen kommen nicht selten 3 bis 5 Jahre in ihre Gruppe. Es entsteht eine sehr vertrauensvolle Atmosphäre, in der alle nur denkbaren persönlichen Themen ihren Raum finden. Gleichzeitig bleiben Sie sich alle anonym und geben einander das Versprechen, dass keiner den anderen „herausträgt“. Außerhalb der Gruppensitzungen sollten Sie keinen Kontakt untereinander haben.

 

Wissenschaftlich nachgewiesen hat die Gruppentherapie vielfältige positive Effekte:

  • Verbesserung des Verständnisses der eigenen Symptome und Beschwerden
  • Verbesserung des Verständnisses für sich selbst
  • Verbesserung der Selbstannahme
  • Erweiterung der emotionalen Erlebnismöglichkeiten
  • Verbesserung der Regulationsmöglichkeiten des eigenen Befindens
  • Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit
  • Erweiterung des Repertoires an Konflikt- und Problemlösungsstrategien
  • Erweiterung des Selbstbildes durch Feedback aus der Gruppe
  • Verbesserung des Einfühlungsvermögens in andere
  • Verbesserung der Fähigkeit, im Team zu arbeiten
  • Die Gruppe kann als Gegengewicht zu den engen verstrickten Beziehungen innerhalb der Partnerschaft / Familie erlebt werden und die angemessene Abgrenzung fördern.
  • gegenseitige Unterstützung beim Abbau von unerwünschtem Vermeidungsverhalten
  • Verbesserung der emotionalen Intelligenz.
  • Selbstheilungskräfte werden mobilisiert

 

Vielen Menschen fällt es schwer, sich zwischen eigenen Bedürfnissen und den Erwartungen anderer Menschen zurechtzufinden. Im Alltag ist es bisweilen nicht einfach, die Balance zu finden  zwischen Familie, Freizeit und Beruf. Das Bedürfnis nach Verbundenheit und Gemeinschaft – aber auch nach Selbstständigkeit, Abgrenzung und Individualität führt zuweilen zu einem chronischen inneren Kampf/ einem inneren Konflikt. Es können Spannungen entstehen, die seelische und körperlichen Krankheiten zur Folge haben.

 

In einer Therapiegruppe können Menschen die Dynamik ihrer Beziehungssysteme oft besser erkennen, gestalten und verändern als in einer Einzeltherapie. Sie können ihre sozialen Kontakte mit all ihren Missverständnissen und Schwierigkeiten besser verstehen lernen und Verhaltensweisen ausprobieren, die sie auf ihr Alltagsleben übertragen.

 

Was erwartet Sie, wenn Sie zu mir in eine Gruppentherapie kommen?

Eine Gruppe besteht  in meiner Praxis aus 3-9 Teilnehmern und trifft sich regelmäßig alle zwei Wochen für 2 Therapiedoppelstunden. Meine Gruppen sind halboffen, d.h. ein Einstieg in die Therapie und das Beenden der Therapie ist jederzeit möglich und wird individuell (im Rahmen der möglichen Kassenleistungen) gemeinsam mit Ihnen festgelegt.

 

Wir sprechen über Gefühle, persönliche Schwierigkeiten, Konflikte, Verhaltensweisen, Symptome etc., die im Alltag der Teilnehmer auftreten. Das gemeinsame Besprechen, der Austausch gemeinsamer und unterschiedlicher Erfahrungen, das Zuhören und Erfahrung weiter geben, das Gehör finden und von den Erfahrungen anderer profitieren, schafft einen Raum wertvollen Austausches, an dem wir wachsen. Das Erfahren von Wertschätzung und Unterstützung, aber auch das Spüren der eigenen Grenzen, das „abgegrenzt sein vom anderen“, dass uns nicht immer jeder verstehen muss und dass wir auch nicht jeden verstehen müssen und wir dennoch zu uns und zueinander halten können, ist das eigentliche Potential einer Gruppentherapie. So spüren und lernen wir Teil einer Gruppe zu sein und gleichzeitig ein einzigartiges Individuum mit eigenen Grenzen und Bedürfnissen. So einfach das klingt, so sind es diese „einfachen Dinge“, an denen wir im Alltag, in unserem Leben Konflikte erleben, nämlich an den Grenzen,- den eigenen und denen des anderen. Sie zu spüren und zu respektieren und einen guten Umgang damit zu finden, ist das Ziel der Gruppentherapie für eine bessere Lebensbewältigung und eine stärkere innere und zwischenmenschliche Zufriedenheit.

 

Da das, wie wir uns selbst erleben und wie wir andere erleben sehr viel mit unserer Biografie, mit unseren früheren und bisherigen Selbst- und Beziehungserfahrungen zu tun hat, sprechen wir hierüber auch immer wieder in der Gruppe und stellen Bezüge zum Hier und Jetzt her.

 

Natürlich geben wir uns auch Anregungen und Rat in der Gruppe, analysieren Verhaltensmuster, orientieren uns am Rollenmodell des anderen oder an einem herausgearbeiteten Modell wie wir sein wollen. Das Kernstück einer analytisch orientierten Therapie – im Einzel- wie auch im Gruppensetting – ist jedoch das Gefühlsleben mit unseren inneren Nöten, das uns den Weg in die Therapie suchen lässt.

 

Kombinationsbehandlung aus Gruppen- und Einzeltherapie

Dabei handelt es sich um die Teilnahme an einer psychoanalytisch orientierten, interaktionellen Gesprächsgruppe, die alle 14 Tage  für 2 Gruppendoppelstunden stattfindet kombiniert mit regelmäßigen Einzelsitzungen.

 

Meiner Erfahrung nach sind – bei entsprechender Indikation und Passung – die positiven Effekte einer Kombination aus Einzel- und Gruppensitzungen einer reinen Einzeltherapie überlegen.

Vor der Entscheidung, ob eine Kombinationstherapie für den therapiesuchenden Menschen die richtige Methode ist, finden selbstverständlich ebenfalls mehrere Diagnose- und Beratungsgespräche im Einzelsetting statt, in denen Fragen geklärt, Unsicherheiten und Ängste besprochen und oft auch beseitigt werden können.

 

Was sind die Voraussetzungen zur Teilnahme?

Sie sollten Interesse für andere Menschen mitbringen und die grundsätzliche Bereitschaft, sich anderen Menschen gegenüber zu öffnen. Sie sollten, da es sich um eine analytisch orientierte Gruppenarbeit handelt, sich mit Ihrem Seelenleben beschäftigen wollen. (Wenn Sie sich mehr ein praktisch- pragmatisches Arbeiten an Ihrem Verhalten und mehr Anleitung zu Verhaltensveränderungen von ihrem Therapeuten wünschen, sollten Sie eine Verhaltenstherapie erwägen.)

 

Die Gruppentherapie ist besonders geeignet für Menschen:

  • die den Hintergrund ihrer Symptome/Schwierigkeiten im zwischenmenschlichen Bereich vermuten, ggf. auch biografisch verorten;
  • die aktuelle Themen/ Schwierigkeiten im zwischenmenschlichen Bereich mitbringen, wie z.B. private oder auch berufliche Beziehungsprobleme (in Partnerbeziehungen, mit den eigenen Kindern oder Eltern, mit Freundschaften oder auch mit Kollegen oder Vorgesetzten),
  • mit Schüchternheit u.a. sozialen Schwierigkeiten, bzw. dem Gefühl, sich anderen Menschen gegenüber nicht „wirklich zeigen“ zu können/ zu dürfen, sich vor anderen verstellen zu müssen um akzeptiert oder gemocht zu werden oder auch dem Gefühl, ständig falsch eingeschätzt zu werden.

 

Nicht geeignet sind die von mir derzeit angebotenen Gruppen, wenn bei Ihnen eine stoffgebundene Suchterkrankung (Alkohol, Drogen, Medikamente) oder nicht-stoffgebundene Suchterkrankung (Spielsucht) im Vordergrund steht und Sie aktuell noch konsumieren. Die Indikation für eine Gruppentherapie bei schweren Traumata, schweren Depressionen mit zu stark eingeschränktem Antrieb und ausgeprägt passiven Anteilen oder schweren Zwangserkrankungen sind im Einzelnen sehr genau zu prüfen.

 

Bei Unklarheiten berate ich Sie gerne. Vor der Entscheidung, ob eine Gruppen- oder Kombinationstherapie für Sie die richtige Methode ist, finden selbstverständlich in jedem Fall Diagnose- und Beratungsgespräche im Einzelsetting statt, in denen Fragen geklärt, Unsicherheiten und Ängste besprochen werden können.

 

Die Kosten für das Erstgespräch sowie für alle weiteren Leistungen in meiner Praxis werden von Ihrer Krankenkasse übernommen. Eine Überweisung ist nicht notwendig.

 

Vereinbaren Sie zur Beratung und zum Kennenlernen gerne einen Vorgesprächstermin in meiner Psychotherapeutischen Sprechstunde  telefonisch oder per E-Mail.

 

interessante Links:

Gruppentherapie – oft eine gute Alternative zur Einzeltherapie

Vorteile einer Gruppentherapie aus Teilnehmersicht

PsychCast mit Alex und Jan: Gruppe ist großartig!